/ September 27, 2018/ Allgemein, Kommunal

Beheiztes Bad und erhitzte Gemüter

Ein Kommentar vom FDP-Fraktionsvorsitzenden Torsten Freda zur derzeitigen Schwimmbad-Diskussion

Wie dem geneigten Leser der Tagespresse vielleicht nicht entgangen sein dürfte, gibt es in den letzten Tagen vermehrt hitzige Verbalattacken einiger Bürger in Form von Leserbriefen gegen Politik und Verwaltung der Stadt Freudenberg zum Thema Schwimmbad.

Für mich ist es verständlich, dass nicht alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt einen umfangreichen Kenntnisstand über die Historie zu diesem Thema haben. Dies wurde mir umso bewusster, als ich mehrfach von unterschiedlichen Bürgern auf dieses Thema angesprochen wurde, die dem Inhalt der Leserbriefe zunächst gedanklich folgen konnten. Mit diesem Kommentar möchte ich interesseierten Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit bieten, sich ein wenig eingehender mit der Thematik auseinanderzusetzen um den Sachverhalt ganzheitlich betrachten zu können.

Hiermit möchte ich ein paar Fakten aus der Historie zu der Schwimmbad-Diskussion in Freudenberg aufzeigen bzw. in Erinnerung rufen. Einige hiervon wurden auch bereits in den Leserbriefen wiedergegeben, andere wiederum ausgelassen (oder bewusst weggelassen?) – halt ausgeblendet. Im “Neudeutsch” wird gerne von “alternativen Fakten” geredet, wenn Informationen und Sachverhalte ausgeblendet oder zu stark vereinfacht werden.
Kommen wir zu den Fakten:

Das Hallenbad am Schulzentrum Büschergrund wurde seinerzeit mit Hilfe von Fördermitteln errichtet. Da das „Ausblenden“ auch damals schon gerne von einigen praktiziert wurde, stürzte man sich auf jegliche Förderung – ganz ohne zu bedenken, dass es auch Sinn machen würde, Rücklagen für die Instandhaltung zu bilden. Die Folgekosten wurden einfach nicht bedacht! Das ist aber ein Phänomen, das es so zu dieser Zeit an unheimlich vielen Stellen gab. Die Nachwehen sind bis heute zu spüren!

Leider hat sich dann das Versäumnis, auskömmliche Instandhaltungsrücklagen für das Hallenbad zu bilden, zu einer Zeit zum Problem entwickelt, als die Stadt Freudenberg auch sonst über keine auskömmliche Finanzdecke mehr verfügt hat. Der Instandhaltungsstau wurde immer größer, die Kosten, einen ordentlichen Bäderbetrieb aufrecht zu erhalten, immer höher, das Bad selbst immer unattraktiver – außer vielleicht für diejenigen, die es unentgeltlich für Schul- und Vereinssport nutzen konnten.

Der Betrieb des Bades lief derart defizitär, dass unser damaliger Kämmerer einmal den Satz gesagt hat:

„Wenn ich jedem, der im Hallenbad zur Tür hereinkommt, 5 Euro in die Hand drücke und ihm sage, er möge doch bitte zum Duschen nach Hause gehen, habe ich am Jahresende weniger Geld ausgegeben, als wenn das Bad so weiterbetrieben wird.“

Das heißt im Klartext: Zu hohe Betriebskosten, zu wenig Einnahmen. Letzteres eventuell verursacht durch zu niedrige Eintrittspreise oder zu wenig zahlende Badegäste. Oder „und“…

Als die Bausubstanz dann erste Auflösungserscheinungen an den Tag brachte – so fielen draußen z.B. die Beton-Fassadenplatten von der Wand, so dass großräumig mit Flatterband abgesperrt werden musste, war dringendst Handlungsbedarf gegeben – aber kein Geld für die notwendigen Investitionen in der Kasse.

Dass ein wirtschaftlicher Bäderbetrieb möglich ist, davon hatten sich seinerzeit sowohl Stadtverwaltung, als auch Politik gedanklich schon lange verabschiedet. Sowohl Hallenbad als auch Freibad standen als freiwillige Leistungen auf der Einsparliste unseres damaligen Stadtkämmerers. Die Mängel in der Bausubstanz des Hallenbades waren damals Entscheidungshilfen für die Politik, für welches der beiden Bäder man sich letzten Endes entschieden hat. Dennoch hat es sicherlich niemandem Spaß gemacht, diese Entscheidung treffen zu müssen!

Ungefähr zeitgleich rückte das gemeinsame Bestreben aller Parteien zur Schulentwicklung in Freudenberg, nämlich die Einrichtung einer Gesamtschule zur Sicherstellung einer breit aufgestellten weiterführenden Schule mit der Möglichkeit zum Erwerb aller Schulabschlüsse, in greifbare Nähe. Die Anmeldezahlen von Haupt- und Realschule in Freudenberg folgten leider bereits seit Jahren dem allgemeinen Trend dieser Schulformen und waren rückläufig.

Dass dies natürlich mit keinem Wort von einem ehemaligen Lehrer der Realschule Freudenberg erwähnt wird, kann man leicht für Kalkül halten. Hier hat die Politik der Notwendigkeit und dem allgemeinen Trend folgend gegen die bestehenden Schulen und für eine Gesamtschule votiert. Allerdings nicht der Politik wegen, sondern die Zukunft der Schülerinnen und Schüler in Freudenberg im Blick!

Zu einer Gesamtschule im Ganztagsbetrieb gehört nun einmal auch eine Mensa dazu. Natürlich hätte man – wie in dem Leserbrief geschrieben – auch einige Klassenräume dazu umbauen können. Nur wäre damit ein potenzielles Raumproblem der Gesamtschule bereits viel früher aufgetreten, als es uns so voraussichtlich irgendwann bevorsteht. Stattdessen hat man die vorhandene Hülle des Hallenbades auf eine Verwendungsmöglichkeit hin überprüfen lassen. Ein Abriss für einen Mensa-Neubau an gleicher Stelle wäre zu teuer geworden. Ein Verfallen-Lassen der Hülle des Hallenbades stand bei niemandem auf der Agenda. Und eine Überprüfung der Bausubstanz hatte ergeben, dass die Halle – nun nicht mehr als Feucht-, sondern als Trockenraum genutzt, einen Mensabetrieb zulässt. Somit wurde entschieden, die vorhandenen Räumlichkeiten des ehemaligen Hallenbades für die Schulmensa und einen neuen Verwaltungstrakt umzubauen.

Es ist also faktisch falsch, wenn nun so getan wird, als hätte man das damalige Hallenbad für die Mensa der Gesamtschule geopfert.

Im Hier und Jetzt angekommen werden die Freudenberger Grundschüler, bei denen das Schulschwimmen nach einigen Jahren der Abstinenz lehrplankonform wieder auf dem Stundenplan steht, per Bus im bezahlten Freistellungsverkehr recht zeit- und kostenintensiv in die Hallenbäder der umliegenden Kommunen (in diesem Fall nach Olpe und Eiserfeld) befördert. Die An- und Abfahrten sind jedoch so lang, dass man zwar dem Lehrplan gerecht wird, Sinn aber ergibt es leider nur wenig.

Nun ist es ja auch so, dass auch das Freibad nicht jünger wird. Hier sind zum ordentlichen Weiterbetrieb nun auch entsprechende Investitionen nötig. Hierzu gibt es aber praktischerweise im Augenblick Förderprogramme des Landes, wo man finanzielle Unterstützung beantragen kann.

Es kam also der Gedanke auf, dass man bei der nötigen Sanierung der Technik des Freibades diese bereits so konzipiert, dass man dort zusätzlich zum Freibadbecken auch noch ein den Anforderungen für das Schulschwimmen genügendes Lehrschwimmbecken mit betreiben kann.

Mit dem entsprechenden Beschluss der Ausschüsse und des Rates hat sich die Verwaltung zunächst lediglich den Auftrag von der Politik geholt, eine technische und finanzielle Machbarkeit der Freibaderweiterung um eine kleine Schwimmhalle mit einem Lehrschwimmbecken zu prüfen.

Wir stehen seitens der FDP Freudenberg hinter dem Verwaltungsvorschlag, eine solche Minimallösung zu installieren – sofern umsetzbar. Leider scheint man in anderen Ratsfraktionen bereits wieder die Bleistifte anzuspitzen, um eine möglichst umfangreiche Wunschliste aufzusetzen. Unser Mitglied im Ausschuss für Schule, Sport, Familie und Soziales Stefan Hesse wurde in der Siegener Zeitung sehr richtig mit den Worten zitiert, dass es uns letztlich egal ist, was dort umgesetzt wird, solange es denn umgesetzt wird – und bezahlbar bleibt.

Wenn jemand also nun von „unglaublicher Ignoranz“ spricht, so kann man diese weder bei der Freudenberger Stadtverwaltung noch den Ratsfraktionen erkennen, die nahezu durchweg hinter dem Bestreben stehen, in Freudenberg wieder die Möglichkeit zu bieten, ganzjährig Schwimmen lernen zu können, sondern einzig bei denjenigen, die entsprechende Fakten ausblenden, um mit dem verbleibenden Rest an populistisch gestreuten Informationen „Schlecht-Wetter“ gegen Verwaltung und Politik zu machen